Nässe, Höhlen und Gedenken: Männer pilgern #3
Beitrag: Johannes Schenk
Fotos: Georg Schick
Auch in diesem Jahr sind, nun zum dritten Mal, wieder 24 Männer vom 31. Juli bis 03. August 2025 durch Oberschwaben gepilgert. Vorneweg die Basics: etwa 65 km, (längste Etappe 29 km), 21-24 Männer, Anlaufstellen: Kloster Heiligkreuztal, Kloster Untermarchtal, Naturfreundehaus Blaubeuren und das Schönstattkäpelle Söflingen/Ulm als Zielort. Und ja, auch in diesem Jahr schwitzten wir Männer, wir hatten Blasen, wir kämpften gegen Regen und Kälte, Mückenstiche und müde Beine; ja, auch dieses Jahr entstand das Besondere durch die Impulse von Pater Lothar Herter, die Gebete und die Gespräche untereinander: vom Beruflichen, vom Familiären, vom Nostalgischen, vom Bekanntenkreis zum Persönlichen und Glauben; durch das Bier in der Mittagspause und der Pizza am Abend. Ja, auch dieses Jahr schleppten wir neben unserem physischen auch seelisches Gepäck mit. Diese Merkmale machen das Männer pilgern grundsätzlich aus. Aber was war das Besondere 2025?
Da wäre zum einen das Wetter: das erste Mal brauchten wir zwei Etappen lang unseren Nässeschutz. Die Erfahrung: Wetterapps und Regenradars sind eher Horoskope als verlässliche Vorhersagen; außerdem pilgerten wir wunderbarerweise oft mitten im Regengebiet ohne nass zu werden, und wenn es regnete, dann so leicht, dass es eigentlich kein Problem war.
Zum anderen wären das die Gebetszeiten: die Morgen- und Abendgebete waren freiwillig unter den Teilnehmern verteilt und waren besonders beeindruckend und gedankentief. Die Gebete trugen uns mit einem kleinen Symbol durch den Tag: eine Karte („Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ – besonders, wenn es anstrengend wird), ein königliches Holztäfelchen („die unantastbare Würde des Menschen!!) und ein Schuh („welcher Typ bist du: bequeme Latschen, schicke Treter, Hochleistungsbergschuh. Schlappen?“).
Zum Dritten: Das Zugunglück von Zell-Bechingen eine Woche zuvor. In Gedanken und Gebet verbanden wir uns mit den Opfern und Hinterbliebenen als wir nahe der Unglückstelle vorbeikamen und im nächstgelegenen Dorf Gottesdienst feierten. Das zufällig zur selben Stunde der offizielle Gedenkgottesdienst im Münster Zwiefalten stattfand, erfuhren wir erst hinterher.
Die Bahnstrecke unweit der Unglücksstelle
Zum Vierten: ein besonderer Gottesdienst in einer malerischen Höhle mit historischem Bezug, die sogenannte Käthra Kuche (Die Küche der Katharina): an diesem Ort hauste um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert eine arme Frau (Katharina), deren Rauch, wenn sie ein Feuer machte, weithin sichtbar war („Katharina kocht wieder“). Das Schicksal, oder eher, die gesellschaftlichen Zwänge ihrer Zeit, meinten es nicht besonders gut mit ihr: den Mann, den sie kennengelernt hatte, und der als Waise ebenfalls zur Unterschicht gehörte, durfte sie wegen der unterschiedlichen Konfession nicht heiraten. Später wurde sie von der Polizeibehörde aus ihrer Höhle geholt und fristete bis zu ihrem Tod ein Bettlerdasein. Diese Frau ist übrigens der historische Hintergrund einer Figur der Fasnacht im nahegelegenen Ehingen.

Gottesdienst in Käthres Kuche
Zum fünften: im Naturfreundehaus in Blaubeuren war ein Singkreis von Senioren versammelt, mit denen wir zusammen aus Leibeskräften Volkslieder sangen. („So einen starken Männerchor hatten wir ja noch nie, ihr dürft gerne wiederkommen“).
Zum sechsten: Am Ziel erwarteten uns unsere Familien. Mit ihnen zusammen feierten wir den Abschlussgottesdienst in der Kapelle der Ulmer Schönstattfamilie. Ein schöner Abschluss!
Die Planungen für das Männer pilgern 2026 laufen. Der Termin: 30.07. – 02.08 2026. Wir freuen uns sehr aufs nächste Jahr.














